Werk/Wert

Das Projekt Werk/Wert beschäftigt sich mit Optionen nachhaltigen Handelns im Zusammenhang künstlerischer Produktion. Künstler*innen nutzen im Rahmen der Herstellung, Präsentation und Vermarktung vielfältige Materialien und sind als national und international tätige Akteur*innen hochmobil.

Moderne Infrastrukturen ermöglichen und kontrollieren den heutigen Lebensstandard. Bewusst wahrgenommen werden die Versorgungsnetzte meist erst dann, wenn es ein Defekt gibt, eine Störung, ein quer verkeiltes Containerschiff im Suez Kanal, eine Pandemie, ein Krieg in Europa. Die heutigen Dimensionen des Warenaustausches sind nur durch eine effiziente Logistik auf dem Seeweg möglich. „Lokal“ in einer globalisierten Welt agieren oder sich versorgen zu wollen, scheint obsolet. Daraus ergibt sich eine Multiperspektive auf Vorstellungen und die Bedeutung von Raum. So sitzen wir am Abend vielleicht auf einem Bett – schwedischen Designs -, schauen Content eines amerikanischen Streaming-Anbieters auf einem Bildschirm, der in China produziert wurde. 

Containerhafen
Container Hafen Helsinki, Foto: Max Pospiech

Studierende der Klasse für Fotografie arbeiten im Projekt Werk/Wert zusammen, um Einflüsse, Perspektiven und Zustände von Raum näher zu untersuchen. Raum, vielmehr Räumlichkeit, wird dabei als nicht statisch begriffen, sondern etwas, das immerwährend und unumgänglich der Ressource Zeit ausgesetzt ist. Eine Reise nach Finnland auf einer Cargofähre macht Distanz greifbar, wirtschaftliche Perspektiven würden im Vergleich zur Flugroute einen enormen Zeitverlust propagieren. Doch der vermeintliche Verlust ermöglicht neue künstlerische Perspektiven auf – beispielsweise – Warentransport und Versorgung, auf die Frage von nachhaltigerem Reisen und der eigenen Position in einer globalisierten Welt.

Das eigene Handeln als Teil des internationalen Warenverkehrs und der globalen Ressourcen-Ausbeutung. Zu verstehen, dass das Selbst immer schon Teil dieser Prozesse ist. Wie können wir als Künstler*innen verantwortungsvoll mit Materialien und dem Transport unserer Arbeit und unserer Person umgehen. Untersucht werden z.B. Fragen von Recycling, Schadstoffbelastungen von Materialien, Wiederverwendung von Ausstellungsstücken und Ausstellungsbauten und CO2 Emissionen der Reisepraxis. Wie können Künstler*innen und Kreative ihre künstlerische Praxis an die Bedingungen in einem Zeitalter der Umweltkrise und einem Bewusstsein der endlichen Ressourcen anpassen, ohne ihre künstlerische Autonomie und einen auch elementaren Werkbegriff preiszugeben ?

Es geht hier also nicht nur um eine andere Verhandlung von Kosten-Nutzen-Relationen – was ist das Ziel und welche Mittel / Ressourcen müssen dafür aufgewendet werden – sondern Ziel ist es auch, klassische Begriffe von Produktion neu zu befragen und neue Perspektiven zu etablieren.

Das Projekt Werk/Wert basiert auf einer Kooperation mit Lehrenden und Studierenden der University of the Arts Helsinki. Dort sind Fragen nachhaltiger künstlerischer Produktion schon länger Teil des Curriculums.

Projektbeteiligte:

  • Prof. Katja Eydel

    AdBK Nürnberg, Professorin für Fotografie

  • Studierende

    AdBK Nürnberg, Klasse für Fotografie

Kooperationspartner*innen:

  • Prof. Andy Best

    University of the Arts / Academy of Fine Arts Helsinki / Sculpture Department

  • Frank Brümmel

    Künstler / Lecturer

  • Jaana Kokko

    Künstlerin und Dozentin / Finnland

  • Antonia Cattan

    Künstlerin / Brasilien, Berlin

  • Fynn-Morten Heyer

    Kooperative für Darstellungspolitik, Berlin

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