Lebenskunst

Im Projekt werden Begegnungsräume geschaffen, in denen wohnungslose, junge Erwachsene zusammen mit Studierenden aus Nürnberg kreativ sein können und so auch die Lebenswelt der anderen erkunden. Das musikalische und künstlerische Miteinander (in Form von Musik, Kunst und Text) soll Prozesse des gegenseitigen Verstehens und der Horizonterweiterung ermöglichen, sodass bestehende Vorurteile abgebaut werden, Gemeinsamkeiten entdeckt und mit den Mitteln der Musik und Kunst die eigene Kreativität ausgedrückt werden können.

Verbunden sein für eine Welt ohne Ausgrenzung (Foto: Kathrin Stöckel)

Welcher (Kunst-)Fertigkeiten und Fähigkeiten bedarf es, um den Alltag zu bewältigen und Identität, Kohärenz oder Selbstwirksamkeit zu erleben? Obwohl die jungen Menschen des Projekts „Lebenskunst“ in etwa gleich alt sind und in derselben Stadt wohnen, leben sie doch in ganz unterschiedlichen Lebenswelten. Damit verbunden verfügen sie über eine unterschiedliche Ausstattung an sozialem, kulturellem, symbolischem und ökonomischem Kapital. Sowohl das Leben an der Hochschule als auch das auf der Straße erfordert Engagement, Kreativität und Durchhaltewillen. Um mit den mannigfaltigen Anforderungen des Übergangs zwischen Jugend- und Erwachsenenalter zurechtzukommen, benötigen junge Menschen Zugang zu Quellen des Identitäts-, Kohärenz- und Selbstwirksamkeitserlebens. Unabhängig von Herkunft und Lebenslage bilden dabei Musik und Kunst sowie die gemeinsame Begegnung mit Gleichaltrigen zentrale Medien und Katalysatoren solcher Selbstbildungs- und Selbsterfahrungsprozesse. Dazu bedarf es Orte und Räume, wo kreative und künstlerische Prozesse in Gang kommen und gestaltet werden können.

Trotz aller Verschiedenheit im Musikgeschmack einig sein (Foto: Sebastian Trump)

Die Zusammenarbeit der Hochschulen mit den Disziplinen Musikpädagogik, Soziale Arbeit und Soziologie sowie den Praxiseinrichtungen (Jugend-, Krisen-, Sozial- und Wohnungslosenhilfe) gewährleistet einen multiperspektivischen Blick auf die Zielgruppen des Projekts und verknüpft diese mit Theorie, fachlicher Expertise und Praxiserfahrung, um neue didaktische Konzepte, Fachkonzepte und interdisziplinäre Formate zu entwickeln. Die Teilnehmenden lernen sich kennen und erleben, erkunden bzw. erforschen wechselseitig die Lebenswelt der jeweils anderen. Für sie kann dabei sichtbar werden, welcher (Kunst-)Fertigkeiten und Fähigkeiten es bedarf, um den jeweiligen Alltag und das Leben zu bewältigen (z.B. eine Schlafstelle finden, Geld schnorren, Behördengänge erledigen, mit Erwartungen und Leistungsdruck umgehen usw.). Der Brückenschlag zwischen den Lebenswelten kann und soll offenbaren, dass – bei aller Verschiedenheit – die (jugend-)kulturellen Formen des Ausdrucks und der Gestaltung eine Grundlage für die Entdeckung von Bewältigungsstrategien sein können.

Die Zusammenarbeit soll Aufschluss über folgende Fragen geben:

  • Wie müssen Räume gestaltet sein, damit sich Begegnungen von etwa gleichaltrigen jungen Erwachsenen, die zwar in derselben Stadt, aber in völlig verschiedenen „Realitäten“ leben, realisieren lassen? Wie muss das Angebot konzipiert sein, damit es räumlich, sozial und persönlich ansprechend ist?
  • Auf welche Weise können musische/künstlerische Angebote diejenigen Zielgruppen erreichen, die normalerweise solche Angebote nicht in Anspruch nehmen?
  • Können durch kollaborative Aktivitäten gemeinsame Problemlagen identifiziert werden, die dann in neu zusammengesetzten Gruppen bearbeitet werden?
Gemeinsam für einen Tag Graffiti-Künstler*innen sein (Foto: Alexander Immanuel Busch)

Projektbeteiligte:

Kooperationspartner*innen:

Folge- und Transferprojekte:

  • INA – Intelligente Ausfüllhilfe für Formulare in der Wohnungslosenhilfe
  • Gewinner der Civic Innovation Plattform