Shift #6: Sensible Daten – Digitale Werte

Ausgehend von der Auseinandersetzung mit Aspekten zunehmender Technisierung von Körper und Gesellschaft, die im Mittelpunkt der vergangenen Shift-Veranstaltung stand, widmet sich die aktuelle Ausgabe dem Verhältnis zwischen sensiblen Daten in digitalisierten Umgebungen und ihren realen und spekulativen Werten.

Shift #6: Sensible Daten – Digitale Werte
16. Juni 2021, 18 Uhr
Online-Panel über Zoom-Videokonferenz

Aus den Interaktionen und Kooperationen zwischen Mensch und Maschine werden fortwährend Daten generiert. Vernetzte „smarte“ Technologien und verborgene Wertschöpfungsketten tragen zu einer zunehmenden Komplexität und Undurchsichtigkeit der digitalen Gegenwart bei. Informationen zu individuellen Erfahrungen und Gefühlen und den damit verbundenen Handlungsweisen werden als abstrahierte Datensätze zu wertvollen digitalen Handelsgütern und profitablen Rohstoffen erhoben. Fragen nach den Zusammenhängen dieser Entwicklungen, die mit dem digitalen Überwachungskapitalismus einhergehen, rücken somit – nicht zuletzt auch durch die aktuelle Situation der globalen Pandemie – weiter in den Fokus.

Mit Impulsvorträgen von:

Christoph Engemann (Medienwissenschaftler, Postdoc am Lehrstuhl Virtual Humanities, Ruhr-Universität Bochum)

Boaz Levin (Schriftsteller, Künstler und Kurator, Co-Gründer des Research Center for Proxy Politics

Sophie-Carolin Wagner (Künstlerin, Co-Gründerin von RIAT und Managing Director von Eurozine – Gesellschaft zur Vernetzung von Kulturmedien mbH

In seinem Kurzvortrag befasst sich der Medienwissenschaftler Christoph Engemann mit Graphen, die typischerweise in ihrer diagrammatischen, visuellen Darstellung für die zweidimensionale Veranschaulichung von Netzwerken genutzt werden. Obwohl Graphen über eine visuelle Komponente verfügen und Bilder von Netzen erzeugen können, ist ihre eigentliche Funktionsweise nicht-visuell. Der Impulsbeitrag wird eine kurze Einführung in die Geschichte und Funktionsweise von Graphen geben und erläutern, inwiefern die heutigen digitalen Plattformen auf Graphen beruhen.

„Proof-of -Burn“, Performance Sophie-Carolin Wagner

Sophie-Carolin Wagner wird über ihre Arbeit bei RIAT – Research Institute for Arts and Technology sprechen, dessen Mitgründerin sie ist. RIAT wurde als ein unabhängiges Forschungscluster mit Sitz in Wien gegründet. In seiner ursprünglichen Konfiguration hat es das Verhältnis und die Schnittstellen von Technologie und Kunst untersucht – im Detail hat sich RIAT vor allem mit Handlungsfeldern wie Open (Source)-Hardware, experimentellen Formen der Publikation und Blockchain-Technologien auseinandergesetzt. Vordergründig hatdas Forschungsinstitut diesbezüglich die globale Kryptoökonomie und deren Auswirkungen auf Kultur und Gesellschaft untersucht sowie die beschleunigenden Kräfte der Dezentralisierung. Es wurde unteranderem an Formaten gearbeitet, mit denen Elemente von Blockchain-Technologien erlebbar werden sollten.

Boaz Levin wird in seinem Impulsbeitrag seine kuratorische Praxis am Beispiel seiner jüngsten Zusammenarbeit mit Simon Denny an der Ausstellung Mine vorstellen, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Data Mining, Mineralienabbau und der Mechanisierung von Arbeit befasste. Die Ausstellung wurde erstmals 2019 im Museum of Old and New Art (MONA) in Tasmanien (Australien) gezeigt, aktuell ist sie im K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu sehen. Boaz Levin arbeitete auch an dem dafür speziell entwickelten Brettspiel-Katalog Extractor mit, welcher einige der Narrative rund um Data Mining aufgreift und in einen breiteren Kontext der Ressourcen-Gewinnung bzw. Extraktivismus setzt.

Kritische Monopoly Variante
Simon Denny, Extractor, 2019. Brettspiel, 40 x 27 x 6 cm, Photo by Jesse Hunniford/MONA, Commissioned for Simon Denny, MINE by the Museum of Old and New Art (Mona), Hobart, Australia, Courtesy of the artist, Petzel gallery, New York and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York.

Shift wird im Rahmen der Programme LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation sowie Kunst – Transfer – Praxis an der AdBK Nürnberg initiiert und bringt Akteure verschiedener Disziplinen mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche, technologische und ökologische Fragen in einen Dialog. Der Titel steht dabei sinnbildlich für die Verschiebung und Verschränkung unterschiedlicher Arbeitsfelder und den damit verbundenen Perspektiven.

Die Veranstaltung findet als Zoom-Videokonferenz statt.
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