Symposium zu „Real existierende Utopien“

Zum Thema Real existierende Utopien veranstaltete die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg gemeinsam mit dem Neuen Museum Nürnberg ein mehrtägiges Symposium. Internationale Wissenschaftler*innen, Kunsttheoretiker*innen und Künstler*innen setzten sich theoretisch und praktisch mit der Frage auseinander, wie Kunst und Technologie helfen können, neue Gesellschaften zu gestalten. 

Zu dem Symposium eingeladen war neben Maria Chehonadskih, Ian Condry und Andrey Smirnov auch Lisa Rave, Künstlerin sowie künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin im neu gegründeten LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation. Sie legte dar, welches transformative Potential im hochschulübergreifenden Austausch zwischen den Disziplinen steckt.

Ausgehend von den sozialen und politischen Umbrüchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland, untersucht das Symposium den historischen Brückenschlag von den technischen Innovationen der (Kultur-)Revolution zu algorithmischen Netzwerken der Gegenwart. Für das russische Modell einer sich befreienden Gesellschaft war der Universalgedanke prägend, der sich in der erfolgreichen partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und Ingenieur*innen zeigte. Ästhetische, technologische und soziale Errungenschaften wurden untrennbar miteinander verbunden. 

In heutigen Gesellschaftsmodellen ist das universalistische Denken und Handeln zugunsten des globalisierten Kapitalismus in den Hintergrund getreten. Die gesellschaftliche Optimierung wird in Mikrosystemen des Bestehenden gedacht und nicht ausreichend auch global als veränderlich verstanden. Um an die radikale Innovation der russischen Zeit anknüpfen zu können, bedarf es eines Umdenkens gesellschaftlicher Strukturen und einer Neubewertung künstlerischen Arbeitens. 

Die Gleichstellung aller beteiligten Disziplinen auf formaler Ebene ist im LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation Voraussetzung für die fächerübergreifenden Kollaborationen zwischen der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, der Technischen Hochschule Nürnberg und der Hochschule für Musik Nürnberg. Das Potential gemeinschaftlicher Auseinandersetzung für das Vorantreiben eines Wandels innerhalb der Gesellschaft betonte Lisa Rave: „Mit unserem kooperativen Projekt wollen wir durch polyperspektivische Ansätze multidisziplinäres Arbeiten fördern. Der Versuch eines gemeinsamen Wirkens birgt eine Vielzahl an Chancen und Möglichkeiten. Radikale Ideen benötigt es, um vorherrschende Verhältnisse neu zu denken.” 

Das Symposium Real existierende Utopien wurde an der AdBK Nürnberg konzipiert von Kerstin Stakemeier, Professorin für Kunsttheorie und -vermittlung, und Jan St. Werner, Professor für Interaktive Medien/ Dynamische Akustische Forschung. Beteiligt waren zudem Maria Chehonadskih, Philosophin und Kritikerin, Ian Condry, Kulturanthropologe und Professor am Massachusetts Institute of Technology, Boston,Andrey Smirnov, Künstler, Schriftsteller, Komponist sowie Direktor des Theremin Zentrums für elektroakustische Musik, Moskau und die Projektklasse für Interaktive Medien/ Dynamische Akustische Forschung von der AdBK Nürnberg.